PE WERNER – NE PRISE ZIMT

27. Oktober 2023

Allüberall auf den Tannenspitzen, sah ich goldene Lichtlein sitzen in der sti-hillen Nacht, heiligen Nacht, die alljährlich Emotionen zum Konzentrat einkocht und allerlei Kitsch zu angeblich atmosphärischer Dichte verklärt. Doch es gibt einen eleganten Weg heraus aus der Weihnachtsfalle, Pe Werner machte es schon 2013 vor. Sie hat sich auf eines der größten Risiken im Popgeschäft eingelassen und mit „Ne Prise Zimt“ ihr erstes Weihnachtsalbum aufgenommen. „Ich wurde schon seit Jahren angesprochen“, sagte die Wahl-Kölnerin seiner Zeit, „ob ich nicht mal ein Weihnachtsalbum machen möchte, weil das irgendwann jeder mal macht“. Statt dem Drängen einfach nachzugeben, hat Pe Werner klug zu einem „Ja, wenn“ gefunden. Wenn die Lieder keine Altbekannten sind, wenn sie ihre eigenen Texte beisteuern darf. Dann: Herzlich gern. Und so gab es mit „Ne Prise Zimt“ Deutschlands erstes Weihnachtsalbum, das herrlich verwirrend und mitunter fast ein wenig ekstatisch zwar die besinnliche Jahreszeit feiert, sie aber deshalb noch lange nicht zur Idylle verklärt. Seit sie dann und wann mit Bigbands arbeite, erklärt Werner, seien die Anfragen mehr geworden, „der eigentliche Reiz aber bestand für mich darin, nicht die Klischees zu bedienen, sondern mal neue Songs zum Thema zu schreiben“. Sie sei regelrecht abenteuerlustig gewesen und habe sich gedacht, „ich versuche einfach mal, mich der Sache von der anderen Seite zu nähern. Was natürlich das Risiko in sich birgt, dass Leute sagen, ja, schön und gut, aber alle Jahre wieder hören wir doch am liebsten das ewig Gleiche wieder“.

Von ihr aber war genau das nicht zu haben. Stattdessen streift Pe Werner durch ein Repertoire vielfarbiger Sounds und Stile, denen sie Verse geschrieben hat, welche nur gelegentlich das Heilige Fest zum Thema haben, sich dafür aber sehr lässige, ein paar wehmütige und sogar ironische Extravaganzen gönnen. Mal wechselt sie unvermutet vom Jazz in chansonhafte Balladen, dann wieder von der Samba in den Bigband Swing. Für solche Vielfalt hat Pe Werner ein verblüffend einfach klingendes Rezept parat: „Man braucht zunächst einmal gute, stimmige Songs. Solche halt, die man auf den Fingern pfeifen kann, ohne dass sie wesentlich verlieren“. Und natürlich sei sie, die sonst meist mit ihrem staunenswert opulent klingenden Trio unterwegs ist, „mit dem großen Besteck HR Bigband“ luxuriös ausgestattet gewesen, noch dazu gab es die Option, fünf Titel mit dem Babelsberger Filmorchester einzuspielen. Das habe neben einigen swingenden Stücken auch den wirklich festlichen Nummern geholfen.

PE WERNER

„NE PRISE ZIMT „
VÖ: 27.10.2023

Bedarf es einer speziellen Stimmung, um solche Lieder für feierliche Anlässe zu schreiben oder geht das auch im Sommer am Strand? „Das ist wie die Frage, ob ein guter Autor von Kriminalromanen schon mehrere Verbrechen begangen haben muss“, lacht Pe Werner. „Meine Antwort lautet: Nein. Ich habe die Sachen bei 36 Grad im Schatten auf Mallorca geschrieben. Das war schon lustig, mit dem Blick aufs glitzernde Meer zu schreiben ’Lass es schneien’. Ich verfüge über eine blühende Fantasie, für mich ist es vollkommen unerheblich, wo ich gerade bin“. Wer glaube, man müsse in einer verhängnisvollen Lage sein, um eine Ballade schreiben zu können, sei einem Irrtum aufgesessen – zumindest in ihrem Fall. „Ich kann quietschvergnügt sein und dabei ein todtrauriges Lied schreiben“. Außerdem bedinge der Zeitplan eines Weihnachtsalbums ja fast zwingend, dass es im Sommer vorbereitet wird.

Pe Werner glänzt hier mit einem guten Dutzend selbst verfasster Songs, die zum einen auf so wunderbare Titel wie „Bahnhofsdrogerie“, „Gans oder gar nicht“ und „Geparkte Männer“ hören, die aber bei genauerem Hinhören fernab einer bloß fröhlichen Art und Weise stehen, der Vorweihnachtszeit einen neuen Soundtrack zu schenken. Da wird daheim dem Veganer mit süffisantem Lächeln eine Tofu-Gans serviert („Gans oder gar nicht“), da ruft aber auch nichts als „Ne Prise Zimt“ bittersüße Erinnerungen an die Vergangenheit wach. In „Viel zu kalt“ klingt es ein bisschen nach den Fünfzigern, derweil Pe Werner sich wünscht, den nächsten Winter wie ein Igel zu verbringen. Und über eine Hymne an die Station der letzten Rettung fürs Shopping an Heiligabend darf sich ausgerechnet die – „Bahnhofsdrogerie“ freuen. Welche Rolle hat für die zeitweilige Kabarettistin hierbei Humor gespielt? „Wenn ich mich der Herausforderung stelle, ein Konzeptalbum aufzunehmen“, sagt Pe Werner, „dann versuche ich, mich dem Thema – hier: Winter und Weihnacht – aus allen denkbaren Richtungen zu nähern, und dafür ist Humor unerlässlich“. Aber er ist eben nicht alles, da muss noch eine Menge mehr hinzukommen. Erst dann entsteht ein Album wie dieses, mit neuen Sounds und neuen Perspektiven in jedem Song. Mal möchte man tanzen, mal mit guten Freunden Zuhörer sein, mal am liebsten in der Dämmerung allein am Fenster sitzen. Das Album lebt von seinen vielen Facetten, von seinen Zwischentönen, die gern auch einmal kritische sein dürfen und manchmal herrliche Detektivarbeit erfordern. Etwas Anderes allerdings hätte Pe Werner auch nicht wirklich interessiert bei ihrem ersten Weihnachtsalbum, „sonst hat man nichts als das dritte Lichtlein brennt, dann das vierte und es ist das Fest der Liebe“. Und von solch schnöden Postkarten-Motiven ist „Ne Prise Zimt“ nun wahrlich meilenweit entfernt. Es ist das erste Weihnachtsalbum, das schon im Spätsommer Spaß macht und einen durch das ganze Jahr begleiten kann. Anlässlich des 10jährigen Veröffentlichungs-Jubiläums erscheint nun „Ne Prise Zimt“ als remasterte „Edition 2023“ mit zwei bisher unveröffentlichten Bonustiteln, die Pe Werner mit der WDR Big Band aufgenommen hat. Beide Lieder haben musikalisch ihre Wurzeln in der Klassik: „Handwarme Kastanien“ basierend auf Elgars „Pomp and Circumstances“ und „Diese stille Nacht“ als Adaption des zweiten Klarinettenkonzerts von Wolfgang Amadeus Mozart.

Das Album „NE PRISE ZIMT“ erscheint am 27.10.2023 bei energie.

PE WERNER
„NE PRISE ZIMT“
VÖ: 27.10.2023
Label: energie

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